Wie verabredet erschien das Fuchsrudel am nächsten Vormittag im Büro des Hokage. Verblüfft starrte der Sandaime seine drei Besucher für einige Augenblicke an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie pünktlich bei ihm erschienen und hatte seinen anderen Gast daher auch erst für einen etwas späteren Zeitpunkt zu sich bestellt. Mit dieser neue unerwartete Überpünktlichkeit, welche Kakashi nun jedoch an den Tag legte, wusste der Hokage demnach im ersten Moment nicht viel anzufangen. Schnell fasste er sich jedoch wieder und verwickelte seine Gäste in ein Gespräch.
„Mit euch hab ich, um ehrlich zu sein, noch nicht so früh gerechnet.“, gestand er und blickte darauf speziell Kakashi an. Der älteren Hatake verstand sofort, was der Blick bedeuten sollte: Sonst kommst du schließlich immer zu spät!
„Tz…“, war der einzige Kommentar von Kakashis Seite aus, während er sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand lehnte. Konnte er doch nichts für, wenn sie jetzt zu früh waren. Kin hatte immerhin die Hummeln im Hintern – und nicht er! Viel lieber hätte er noch ein paar Stunden geschlafen. Aber nein! Der Junge musste ihn ja schon um 6 Uhr morgens aus dem Bett werfen. Um 6 Uhr! Dabei war er erst 4 Stunden zuvor ins Bett gekommen. Und dann wurde er auch noch zum Frühsport gezwungen. Im Halbschlaf und ohne Frühstück um das Dorf laufen. Zum Glück hatte der Zwerg nach einer halben Stunde – In welcher sie ganze 17 Runde um das Dorf geheizt waren! – Erbarmen mit ihm gehabt, worauf sie den Heimweh antraten um zu frühstücken. Ein Kind mit übermäßigem Bewegungsdrang war echt anstrengend. Zum Glück musste er den Frühsport nicht ewig mitmachen. Wenn der Kleine erst einmal ein paar Jahre älter war, dann konnte er den Jungen auch allein losziehen lassen. Nur noch ein paar Jahre …
Innerlich seufzte Kakashi auf. >>Ein paar Jahre … Tz!<< Ihm waren es definitiv ein Paar zu viel! Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass ein kleines Kind so anstrengend sein konnte. Dabei hatte er sogar das Glück, dass sein Knirps durchaus mit ihm mithalten konnte, was die geistige Reife betraf. In vielen Dingen benahm sich der Junge sogar reifer und verantwortungsbewusster als er selbst. Von anderen 4jährigen konnte man das nicht behaupten.
Mühsam zwang Kakashi seine Gedanken zur Stille und beobachtet seinen kleinen Jungen. Kin saß auf dem Schoss des Hokage und auf seinem Schoss saß Kurama. Zusammen schauten sie sich die Schriftrolle an, welche vor ihnen auf dem Schreibtisch lag.
„… diese drei Gruppen sind sicher nichts für dich. Dafür spielst du schon zu gut. Diese Gruppe hier spielt in unserem Orchester …“, erzählte der Sandaime und zeigte immer wieder auf verschiedene Stellen auf der Schriftrolle.
Sie suchten wohl nach einer geeigneten Musikgruppe, wo Kin seine Violinenkünste verbessern konnte. Bei diesem Thema würde er sich nicht einmischen. Kin musste schon selbst wissen, wo er Unterricht nehmen wollte und wie viel. Immerhin hatte der Junge weit aus mehr Erfahrung auf dem Gebiet, als er selbst oder der Hokage, wie sollten sie ihm da schon groß helfen, außer indem sie ihm die zur Verfügung stehenden Lehrer zeigten? Insgeheim freute er sich, dass der Junge Violine spielen konnte und es auch gern tat. Für Kakashi war die Violine eine weitere Verbindung zu seiner Mutter. Die Maske nicht mehr zu tragen war somit nur halb so schlimm, da Kin mit seiner Musik ebenfalls Erinnerungen in ihm weckte.
Erneut griff sein Bewusstsein einige Wortfetzen auf. Offenbar konnten sie sich nicht entscheiden, doch hatten sie nun eine andere Lösung gefunden. Kin sollte einigen geeigneten Lehrern und anderen Violinisten des Dorfes vorspielen, damit sie seine Fähigkeiten beurteilen. Anschließend sollte mit ihrer Hilfe eine geeignete Gruppe oder ein Lehrer gesucht werden. So konnte man es natürlich auch machen. Seine Gedanken schweiften wieder ab. Sie würden ihn schon ansprechen, wenn er gebraucht wurde. Solang konnte er auch etwas vor sich hin dösen.
Den beiden Füchsen war natürlich nicht entgangen, dass ihr menschliches Rudelmitglied geistig neben sich stand und versuchte den fehlenden Schlaf nachzuholen. Während Kurama in sich hineinkicherte, machte Kin sich jedoch leichte Vorwürfe. Immerhin war er Schuld an der Übermüdung seines Vaters. Nur weil er selbst so wenig Schlaf benötigte, hieß das nicht automatisch, dass dies auch für Kakashi galt und trotz der Aufnahme ins Dämonenrudel war sein Vater immer noch ein Mensch, womit die meisten Bedürfnisse auch noch immer auf ihr menschliches Maß ausgerichtet waren. Vielleicht sollten sie diese Angelegenheit schnell hinter sich bringen, damit sie wieder nachhause konnten. Papas Mission war doch der Hauptgrund, warum sie jetzt hier waren, oder? Mal nach hacken, damit sie wieder nachhause kamen und Kakashi nochmal ins Bett konnte.
„Was ist jetzt eigentlich mit Papas Mission?“, wandte sich Kin an den Hokage und prompt wurde auch Kakashi wieder hellhörig.
„Der Auftraggeber bittet um Geleitschutz, ist jedoch noch einige Tage geschäftlich hier im Dorf tätig, weshalb ihr noch etwas Zeit habt, um einige Dinge zu regeln. Er wird sich dann bei mir melden, wenn er den genauen Termin seiner Abreise weiß. Vorher kann ich dazu auch nicht mehr sagen.“, informierte der Alte seine Gäste.
>Und wozu sind wir dann hier?<, fragte sich Kin im Geiste und hatte so eine Ahnung, dass sein künftiger Musiklehrer nicht das einzige Thema bleiben würde.
Unterdes kam Kakashi ein Ereignis in den Sinn, welches mit dem frühen Morgen zusammenhing. Auf dem Weg zu ihrem ‚Frühsport‘ hatten sie das Dorf verlassen müssen und waren somit den beiden Wachposten Genma und Hayate begegnet. Letzterer hatte sie für den Abend eingeladen, doch bisher konnte Kakashi ihm nicht zusagen, weil er zuvor ja nicht wusste, was der Hokage mit ihm vorhatte.
„Dann kann ich Hayate für heute Abend also zusagen.“, dachte sich Kakashi und sprach seine Gedanken auch aus, weshalb er nun von Kin leicht verwirrt angesehen wurde. „Es sei denn, du möchtest nicht.“, erwähnte er darauf noch, da er sich nicht sicher war, ob sein Sohn überhaupt dorthin wollte.
Einen Moment musste Kin überlegen, worum es hier überhaupt ging.
Wer war nochmal Hayate? … Der Bäcker? Nein, der hieß Tombe. … Der Schlachter? Ne, der hieß auch irgendwie anders. … Moment mal! War das nicht einer von den beiden Wachposten heute morgen am Tor? Genau! Und was wollte der nochmal?
„Wozu hätte er uns eingeladen? Ich komm nicht drauf.“, wollte Kin schließlich wissen, da ihm der Grund von selbst nicht mehr in den Sinn kommen wollte.
„Er hat heute Geburtstag.“, kam kurz darauf die Antwort des älteren Hatake und etwas verwirrt betrachtete er den erstaunten Gesichtsausdruck seines Sohnes. Was war an einem Geburtstag den so besonders, dass der Junge nun so ins Staunen geriet?
„Und da willst du mich wirklich mitnehmen?“, hörte Kakashi seinen Sohn kurz darauf fragen und musste schmunzeln. Daher wehte also der Wind! Kins Worte hatten eindeutig nicht abgeneigt geklungen, sondern eher überrascht, als wenn er es nicht glauben konnte, dass er wirklich mit durfte.
„Klar. Du bist mein Sohn. Uns gibt es jetzt nur noch im Doppelpack, daran werden sich meine Freunde gewöhnen müssen.“, grinste er seinen Sohn derart breit an, dass er dabei sogar seine neuen Fangzähne entblößte.
„Damit solltest du aufpassen Kakashi. Wenn du so breit grinst, sieht man die Fangzähne.“, meinte der Hokage mahnend, dem dies sofort aufgefallen war.
„Ist doch egal. Papa hat vorher doch immer seine Maske getragen, womit er sie schon immer gehabt haben könnte, es hat halt nur bisher keiner bemerkt.“, warf nun Kin ein und hatte somit auch eine Lösung für dieses Problem parat. Bisher war Kakashi nicht mal auf die Idee gekommen sich überhaupt Gedanken darüber zu machen. Nun mussten sie sich nur noch etwas für sein neues Sharingan einfallen lassen. Verstecken konnte er das fehlende rote Auge zwar, doch wenn er sein Sharingan wirklich mal brauchen sollte, konnte er es vor anderen Konoha-Nin schlecht benutzen. Die würden die Veränderung sofort bemerkten.
„Ich war noch nie auf einem Geburtstag – wenn man mal von meinem eigenen und denen von Taki oder Iruka absieht.“, merkte Kin schließlich an und kam wieder zum alten Thema zurück. Die Worte klangen etwas traurig, doch war auch Vorfreude zu vernehmen.
„Darüber könnt ihr euch später noch unterhalten. Es gibt da etwas, dass ihr heute erledigen müsst.“, deutete das Dorfoberhaupt an und rollte die Schriftrolle zusammen, um sie anschließend beiseite zu legen.
„Ach, und was?“, wollte der neugierige kleine Junge wissen, der noch immer auf dem Schoss des Hokage saß.
„Es kommt gleich noch jemand, eine junge Frau. Ich hab sie ebenfalls für dieses Gespräch hinzu gebeten. Wir werden sie gleich in einige Details einweihen. Nicht die Tatsache, dass du früher Naruto warst, keine Angst.“, begann er und machte eine kurze Pause, als er Kins leicht verschreckten Ausdruck bemerkte.
Erleichtert atmete Kin aus. Das er unbewusst die Luft angehalten hatte, war ihm danach erst aufgefallen. Er hatte wirklich keine Lust darauf, dass es noch jemanden gab, der von seiner schlechten Vergangenheit wusste. Doch offenbar hatte der Hokage etwas anderes im Sinn.
„Es geht mehr darum, dass du ein Engel bist und auch dass Kurama nicht ganz normal ist.“, schloss er schließlich seine Erklärung und wurde darauf vom Fuchs wütend an gefunkelt.
„Was soll den das jetzt bitte heißen?“, blaffte Kurama schließlich mehr beleidigt als wütend, da er wusste, dass der Mann es nicht im bösen Sinne gemeint hatte.
Der alte Mann blieb die Ruhe selbst, als er die Bedeutung seiner Wortwahl erläuterte: „Ich meinte, dass du kein normaler Fuchs bist, sondern Kins Partner aus Sicht der Engel und demnach etwas anders als gewöhnliche Füchse – Befähigung zur sprachlichen Kommunikation inklusive!“
„Ach, und warum sollten wir sie in diese Tatsache einweihen?“ Dem Fuchs war deutlich anzuhören, dass ihm diese Kleinigkeit nicht zu gefallen schien. Wenn er wüsste, was an diesem Tag noch alles auf ihn zukommen würde, dann wäre dies definitiv sein kleinstes Problem gewesen.
Eine Antwort bekam Kurama jedoch nicht sofort, denn genau zu diesem – für ihn sehr unpassenden – Zeitpunkt klopfte es auch schon an der Tür und der Hokage bat die Person leider auch sofort herein. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau betrat den Raum, welcher ein starker animalischer Geruch anhaftete, der eindeutig von Hunden kam. Auch den Duft andere Tiere konnte Kurama an ihr wahrnehmen, doch dieser Kötergeruch war eindeutig am Stärksten. Ihr folgten drei Hunde, welche sich allesamt sehr ähnlich sahen und offenbar zu ihr gehörten. Für den alten Fuchs bestand kein Zweifel, dass diese Hunde den Geruch an der Frau verursacht hatten.
„Hana, guten Morgen. Schön das du schon da bist.“, begrüßte das Dorfoberhaupt lächelnd und war sehr froh, dass es nun für einen Moment von Kuramas fragen befreit war. Immerhin wusste Hana nicht, dass der Fuchs reden konnte, womit dieser kein Laut von sich geben durfte.
„Guten Morgen. Ich hoffe ich störe nicht, wenn sie noch nicht fertig sind …“, grüßte auch die junge Frau, welche dem kleinen Kin verdächtig bekannt vorkam. Diese Gesichtsbemalung hatte er definitiv schon einmal gesehen und dann diese drei Hunde … War sie vielleicht mit Kiba verwandt? Hatte der nicht mal erwähnt, das er eine ältere Schwester hat? Vielleicht war sie das …
„Nein Hana. Der Grund, weshalb ich dich hergebeten habe, hängt mir diesen beiden hier zusammen.“, unterbrach der Sandaime die junge Kunoichi und zeigte auf den kleinen Jungen und den Fuchs auf seinem Schoss. „Zunächst jedoch kurz ein paar Worte, die ich eben vergessen habe: Ich möchte, dass ihr mich die Details erklären lasst, damit wir uns nicht gegenseitig aus dem Konzept bringen.“ Ein stummes Einverständnis in Form eines Nickens folgte von Kakashi und auch Kin bestätigte kurz. Kurama hingegen zeigte keinerlei Regung, weshalb dem Hokage nichts anderes übrig blieb, als darauf zu vertrauen, dass der Fuchs sich nicht einmischte.
Alle drei Mitgliedern des Fuchsrudels hatte so eine Ahnung, dass der Sandaime diese Worte nicht grundlos von sich gegeben hatte. Sicher hatte er sich schon zurechtgelegt, wie genau er die Einzelheiten erklären wollte, weshalb allen Dreien nun das Gleiche durch den Kopf ging: >Da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie er das erklären will.<
„Gut. Du bist hier, weil ich deine Fähigkeiten als Veterinärmedizinerin brauche …“, begann der Hokage mit seiner Erklärung. Sowohl Fuchs, wie auch Vater und Sohn Hatake horchten bei dem Wort auf.
Währen Kin sich noch gut genug unter Kontrolle hatte, um keine Reaktion zu zeigen – dafür aber in sich hineinkicherte, musste Kakashi sich schon sehr zwanghaft ein Schmunzeln verkneifen. Soviel zu den humanen Reaktionen – denn die Reaktion des animalischen Wesen, welches eindeutig der Grund für den ärztlichen Besuch darzustellen schien, hatte da ganz andere Probleme.
>Veterinärmedizinerin? Du willst mich wohl verarschen, alter Sack! Als ob ich das Nötig hätte.<, dachte sich der Fuchs und musste sich stark zusammenreißen nach außen hin auch wirklich keine Reaktion zu zeigen. Am liebsten hätte er seine Gedanken dem alten Mann einfach ins Gesicht geschrien und ihn an geknurrt. Er war der Kyuubi, ein Dämon! Was sollte er bitte bei einem Tierarzt?
„ … bevor wir jedoch zu deinen künftigen Patienten kommen, muss wir dich über ein paar Details aufklären …“, sprach der Hokage unbeirrt weiter. Von den Reaktionen des Rudels auf seine Worte bekam er nichts mit.
>’deinen‘ künftigen Patienten? Hat er sich jetzt nur falsch ausgedrückt oder war die Möglichkeit der Mehrzahl Absicht?<, ging es Kin durch den Kopf und fragte sich, wen der Hokage den noch gemeint haben können. >Er wird doch wohl nicht … ? Oh mein GOTT!< Plötzlich hatte der Junge so eine Ahnung, dass auch er hier nicht ganz ungeschoren bei wegkommen würde.
„ … Zunächst einmal: Dies ist Kakashi Hatake, den kennst du vielleicht.“, stellte er Kakashi vor und deutete auf den Jonin. Ein Nicken von Hana bestätigte ihm, dass sie ihn zumindest schon einmal gesehen hatte. „Und dies hier ist sein Sohn Kin Hatake und Kins Schutzgeist Kurama.“, sprach er weiter und zeigte dabei zunächst auf den Jungen und dann auf den Fuchs auf seinem Schoss.
>Schutzgeist?<, ging es nun dem Rudel durch den Kopf. Was hatte sich der Alten den da wieder ausgedacht?
„Es ist sehr wichtig, dass die folgenden Worte an niemanden unbefugtes weitergegeben werden – und auch der Schutzgeist bleibt unerwähnt. Tierärzte haben in unserem Teil der Welt normal keine Schweigepflicht, dessen bin ich mir bewusst. Bei diesen Beiden hast du trotzdem Schweigepflicht, dass ist ein Befehl!“, sprach das Dorfoberhaupt diesmal in einer strenge, die für den sonst so freundlichen Mann doch sehr ungewohnt war.
„Hai!“, bestätigte Hana, auch wenn sie sich noch nicht im Klaren darüber war, warum sie einen kleinen Jungen behandeln sollte. Immerhin war sie Tierarzt und er war definitiv KEIN Tier. Zudem war sie neugierig, was der Hokage mit Schutzgeist gemeint hatte und in wie Fern den Fuchs dies von anderen Unterschied.
„Gut, da dies nun geklärt ist, kommen wir zu dem Grund für deine Schweigepflicht: Kins Mutter ist kein Mensch, was den Jungen zu etwas besonderem Macht: Einem Engel.“, offenbarte der Sandaime und gespannt betrachteten alle männlichen Anwesenden – was immerhin alle außer Hana waren – die Reaktion der jungen Ärztin. Zunächst folgte einige Minuten eine drückende Stille, in welcher sich die Mimik der Frau nicht um einen einzigen winzigen Millimeter änderte. Sie starrte gedankenverloren auf den kleinen Jungen und schien bisher nicht begriffen zu haben, was der Hokage ihr zu sagen versuchte.
Schließlich schloss sie die Augen, schüttelte einmal kurz den Kopf und betrachtete den Jungen erneut. „Wie bitte?“ Sie hatte sehr wohl verstanden, was der Hokage gesagt hatte, doch glauben konnte sie es nicht. Ein Engel? Wollte er sie veralbern? Sicher nicht, dafür war die Situation und die Sache mit der Schweigepflicht zu ernst, aber … Hallo? Die gab es doch gar nicht! Oder doch?
„Kin ist ein Engel, dass war mein ernst. Bisher hat nur Tsunade ihn untersuchen dürfen, allerdings wäre es von Vorteil, wenn es noch eine zweite Person gibt, die sich notfalls mit seiner Anatomie auskennt, da bist du die perfekte Wahl, da es etwas an Kin gibt, womit Humanmediziner nicht viel anfangen können: Seine Flügel.“, erzählte der Hokage weiter und nun hatte auch Kin endlich verstanden. Sicher, seine Flügel waren etwas, dass nicht zu einem Mensch gehörte, sondern normalerweise nur bei Vögeln vorkam. Logisch, dass der Hokage ihn damit zum Tierarzt schickte.
Verwirrt betrachtete Hana den Jungen abermals. Flügel? Wo? „Ich sehe keine Flügel.“, sprach sie ihre verwirrten Gedanken aus und war sich langsam nicht mehr sicher, ob dies hier wirklich passierte, oder ob sie noch immer zuhause in ihrem kuschelig weichem Bett lag und dies alles nur ein extrem schräger Traum war.
„Derzeit verbirgt er sie, da sie geheim bleiben sollen. Diese Flügel sind der Hauptgrund, warum ich ihn zu dir schicke. Ich möchte, dass sie von jemanden im Auge behalten werden, der sich auch damit auskennt. Der Kleine ist noch im Wachstum und hat wohl noch so eine Art Babygefieder, mit dem er auch nicht fliegen kann. Ich bezweifle unter anderem sehr stark, dass sich die Drei in den letzten Tagen mal Gedanken darüber gemacht haben, ob man Kins Gefieder auch pflegen muss. Da könnten sie sicher auch den ein oder anderen Tipp gebrauchen.“, deutete der Hokage an und absichtlich ließ er das Thema Gefiederpflege wie ein Vorwurf klingen. Verfehlt hatte er sein Ziel damit nicht. Weder Kin noch Kurama hatten ein Gedanken daran verschwendet und Kakashi hätte dies Thema sicher eh wieder verpeilt, wenn man ihn darauf nicht ansprechen würde. Alle drei schauten dementsprechend sehr verdattert drein.
„Was Kin betrifft: Einmal komplett durchchecken – mit Röntgenaufnahmen von allen Knochen, damit wir für später Vergleichsbilder haben, falls sie mal gebraucht werden könnten. Wer weiß, vielleicht findet sich ja noch etwas, was ihn vom normalen Menschen unterscheidet und worauf man achten sollte. Ansonsten behältst du die Flügel im Auge.“, schloss er schließlich die mentale Akte zum Engel und bereitete sich innerlich bereits auf das nächste Thema vor.
Mit wachsendem Schrecken hatte Kin die Worte des alten Mannes vernommen. Was der Hokage verlangte, könnte unter Umständen den ganzen Tag dauern – darauf hatte er ja mal gar kein Bock! Davon mal abgesehen, dass er Ärzten ohnehin nicht wirklich traute. Sich da nichts anmerken zu lassen würde sehr schwer werden.
„Hai.“, bestätigte die Tierärztin und man sah ihr deutlich an, wie gespannt sie schon darauf war, den Jungen zu untersuchen. Dieser Patient war wirklich etwas einmaliges für sie und dass der Hokage sie ausgewählt hatte war ein Privileg für die junge Kunoichi. Sie durfte einen echten Engel behandeln! Sie konnte es noch immer nicht glauben. Wenn sie hier raus war, musste sie sich erst mal kneifen, um sicher zu stellen, dass sie dies alles hier nicht nur träumte. Hier drinnen traute sie sich nur nicht.
„Gut, kommen wir zu deinem zweiten Patienten: Kurama. Über ihn wissen wir nicht sehr viel. Was Informationen über ihn betrifft, ist er nicht unbedingt mitteilsam …“, begann der Hokage nun seine nächste Erklärung.
>Ach? Bin ich das?<, kicherte der Fuchs in sich hinein.
„… Was persönliche Dinge betrifft, so wissen nur, dass er schon recht Alt ist …“
>Das ist wahr!<, bestätigte der Fuchs in Gedanke die Aussage. Er war wirklich schon Alt … Ein Urgestein konnte man schon fast sagen.
„ … und dass er Kin als Schutzgeist dient. Bezogen auf den Schutzgeist wissen wir, dass er einiges an Chakra hat und dies auch einzusetzen weiß. Allerdings soll er das im Dorf und der näheren Umgebung unterlassen.“
>Das war eindeutig bezogen auf meine Dämonenkräfte. Ich hoffe mal, dass er da nicht näher drauf eingeht.<, dachte sich der Fuchs auf diese Thema hin und horchte gespannt, was der Mensch wohl als nächstes erzählte.
„Der Grund dafür ist einfach erklärt: Er ähnelt – in dem was er ist – zu sehr dem Kyuubi …“
Mit einem >WAS?!< im Kopf schreckte das Haupt des Fuchses hoch und warf einen leicht verschreckten Blick zu Kakashi und Kin, welche ebenfalls etwas überrumpelt aussahen. >Das soll jetzt doch wohl ein Witz sein! Warum erzählst du das?< Es kostete Kurama viel Mühe nicht einfach dazwischen zu reden. Was hatte der Mann sich da nur zurechtgelegt? Hoffentlich verplapperte er sich nicht.
Hana stand noch immer recht relaxed auf ihrer Position und ließ sich nichts anmerken. Bei der Erwähnung des Kyuubi hatte sich zwar für einen kurzen Moment ihre linke Augenbrauen erhoben, doch das war es dann auch schon. Bevor sie sich zu diesem Thema äußerte, würde sie zunächst den Bericht komplett anhören.
„… und wir würden eine unnötige Panik verursachen, welche mit Sicherheit ausbrechen würde, wenn dies jemand erfahren sollte. Kurama ist – wie bereits erwähnt – ein Schutzgeist. Diese gibt es in vielen verschiedenen Varianten und er ist nun mal ein Fuchs – und auch einer mit neun Schwänzen, wenn er sie zeigen würde …“, setzte der Hokage seinen Bericht fort und auch diesmal konnte er bei Hana für einen kurzen Moment eine erhobene Augenbraue erkennen.
Bei Kurama hingegen war das Maß nun endgültig voll. Kein Wort dazu beizusteuern war ihm nicht mehr möglich, doch zumindest hatte er noch Kontrolle über seine Wortwahl, weshalb er nur ein recht harmlos klingendes „Ich dachte, dass soll hier keiner Wissen.“ hervorbrachte.
„Lass mich doch erst mal fertig erklären, bevor du meckerst. Wo war ich? …“, kommentierte das Dorfoberhaupt zuerst die Aussage des Fuchses und überlegte dann kurz, wo er weitermachen musste. „Gut, also: Kurama ist somit auch ein Kyuubi, denn ist gibt mehrere. Zu allen Dämonen gibt es auch eine Art Gegenpart mit positiver Ausrichtung – und das Gegenstück zum bösen Kyuubi ist nun mal Kurama.“
„Also hatten wir bisher einen bösen Kyuubi im Dorf und jetzt haben wir einen guten Kyuubi?“, formulierte Hana vorsichtig ihre Frage und versuchte noch immer zu begreifen, was sie eben erfahren hatte.
„Na wenigst hast du es so erklärt, dass dieses Menschenmädchen es auch versteht.“, kicherte Kurama vor sich hin. Zwar war er noch immer nicht damit einverstanden, dass jetzt jemand wusste, dass er der Kyuubi war, doch zumindest hatte der Mann einen weg gefunden, ihn nicht als Monster dastehen zu lassen. Ja, die Menschen mit ihrem Gut/Böse Prinzip hatten manchmal auch mal etwas gutes. Solange er ein weißer Kyuubi blieb und sich als Kins Schutzgeist darstellte, würde ihn niemand mehr als Monster bezeichnen.
„Du verstehst nun sicher, warum wir nicht wollen, dass jemand die Wahrheit über Kurama weiß. Schließlich hatte wir bis vor kurzen erst Probleme mit dem anderen Kyuubi, welches letztlich sogar den Tod eines unschuldigen Kindes verursacht haben.“, redete das Dorfoberhaupt einfach weiter und beobachtete ein Nicken bei der Kunoichi.
„Ja, das verstehe ich – etwas anderes jedoch weniger. Warum genau soll Kurama nun mein Patient werden?“, fragte sie nun nach, da sie sich nicht erklären konnte, was der Sandaime damit bezweckte.
„Nun, er zählt derzeit als ein ganz normaler Fuchs und ist somit für die Öffentlichkeit nur ein Haustier. Wildtiere als Haustiere zu halten ist ohne eine gründliche Untersuchung nicht gestattet …“, begann der Hokage mit seiner Erklärung und setzte ein Grinsen auf, weil er sich denken konnte, was dem Fuchs nun durch den Kopf ging.
Während Kurama darüber nachdachte, wie gründlich diese Untersuchung wohl werden würde und sich sicher war, dass er jetzt schon keine Lust darauf hatte, biss sich Kakashi auf die Unterlippe um ein Grinsen zu verkneifen, welches ansonsten überdeutlich zu sehen gewesen wäre. Kin schaffte es grade sich sich halbwegs unter Kontrolle zu halten und sich nichts anmerken zu lassen, doch auch er kämpfte stark mit dem Bedürfnis zu grinsen.
„… Dazu kommt, dass Kurama frei durch das Dorf marschieren kann. Theoretisch ist er somit für alle Tiere im Dorf gefährlich, weil er eine Seuche anschleppen könnte …“, erklärte der Sandaime weiter und musste sich jetzt zusätzlich noch verkneifen zu kichern, während er sich weiterhin auf seine Worte konzentrierte.
>Ich bin doch kein Brutkasten für irgendwelche lächerlichen Bazillen! Was sollen die sich bei mir schon einfangen? Ein Hauch von nichts, das war es aber auch schon!<, dachte sich Kurama zu diesem Thema und war nun mehr als beleidigt.
Das Bedürfnis zu Grinsen paarte sich bei Kin nun langsam mit dem Bedürfnis zu kichern und es fiel dem Jungen deutlich schwerer seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Zu seinem Glück war äußerlich noch immer nichts zu erkennen. Einige Meter weiter stand Kakashi an der Wand und konnte sich sein Grinsen nun endgültig nicht mehr verkneifen. Dafür hatte er nun damit zu kämpfen nicht einfach laut loszulachen. Die Schadenfreude bei Vater und Sohn Hatake war eindeutig vorhanden und wuchs mit jedem Wort des Hokage stetig an …
„… Wir wissen zwar, dass nichts passieren kann, aber das wissen alle anderen ja nicht. Deswegen muss auch Kurama einmal durchgecheckt werden. Er brauche einen Impfpass …“ Auch für den Hokage wurde es nun immer schwerer sich zusammen zu reißen und keine weitere Reaktion zu zeigen. Speziell, weil er Kakashi von seiner Position aus gut sehen konnte, welcher mehr als verkrampft versucht ein Lachen zu verhindern.
„Was?!“, platzte es nun aus dem Fuchs heraus. >Impfen? Hast du sie nicht mehr alle?< Völlig entsetzt starrte Kurama den Hokage an. Der Mann hatte sie eindeutig nicht mehr alle – und dann Grinste der Typ auch noch so blöde. Nach einem Blick durch den Raum wurde ihm schnell klar, das Hana ihre ärztliche Professionalität durchsetzte und keine wirkliche Regung zeigte, auch wenn es sie schon leicht zu amüsieren schien. Kakashi grinste wie eine verzerrte Version des Honigkuchenpferdes und schien sich kaum noch unter Kontrolle zu haben und Kin … ja, der war der einzige, der offenbar noch etwas Mitgefühl mit ihm zu haben schien, denn diesem war zumindest keinerlei Belustigung anzusehen.
Kurz darauf konnte Kakashi nun nicht mehr an sich halten und lachte drauf los, wodurch einen kurzen Moment Panik bei Kin aufkam, denn er war ebenfalls kurz davor lauthals loszulachen. Doch er durfte jetzt einfach nicht lachen, denn damit würde er sich verraten. Er war ein kleiner süßer 4jähriger, der nicht verstand warum sein Vater grade einen Lachanfall hatte. Ablenkung! Er brauchte Ablenkung – und zwar schnell! ÄHM … JA !! >Backe backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen…<, trällerte Kin in Gedanken das Erstbeste vor sich hin, was ihm in den Sinn kam. Dieser für ihn mehr als peinliche verzweifelte Versuch, sich von der Situation abzulenken verfehlte zum Glück nicht sein Ziel, weshalb er nun hochkonzentriert immer wieder dieses Kinderlied sang und froh war, dass es niemand mitbekam.
„… und wir brauchen für ihn eine tierärztliche Bescheinigung, dass er unbedenklich ist und hier leben kann.“, schloss der Hokage noch hochkonzentriert und nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, musst nun auch er etwas lachen. Diese Formalitäten musste nun mal geregelt werden und er verspürte schon etwas Mitleid mit dem Fuchs … obwohl! Eigentlich nicht …