Vor dem Behandlungsraum wartete Hana noch immer darauf, dass Kakashi sie wieder hinein holte. Was sich innerhalb des Raumes abspielte konnte die Kunoichi nicht mal erahnen, da alle Behandlungsräume sehr gut isoliert waren und selbst bei größtem Lärm kaum ein Ton zu vernehmen war.
Viel hatte sie darüber nachgedacht, woher die Angst des Jungen wohl kam. Lag es wirklich nur an den Instinkten, wie Kurama es gesagt hatte? Oder gab es da noch etwas anderes, was den Jungen beeinflusste? Da sie sich mit der Spezies Engel nicht auskannte, konnte sie dies weder bestätigen noch ausschließen. In einer Sache war sie sich jedoch sicher. Wenn der Junge ihr vertrauen sollte, dann musste sie sich anstrengen und dem Kleinen mehr Aufmerksamkeit widmen, als nur jene, die er bei der Behandlung bekommen würde. Eine Freundin musste sie für Kin werden, dass würde sicher helfen. Nur wie stellte sie das an? Sicher würde der Junge nicht einfach so anfangen ihr zu vertrauen. Allerdings, wenn sie sich auch mit dem Vater anfreunden würde …
Bei dem Gedanken an Kakashi lief Hana sofort rot an. Er war einer der begehrtesten Junggesellen im Dorf. Viele der jüngeren Frauen schwärmten von ihm, doch keine kannte ihn näher. Keine ließ er an sich heran. Auch ihre Freundinnen schwärmten für den Mann, was Hana bislang noch nie verstanden hatte. Immer trug er seine Maske und ständig las er diese perversen Bücher, egal wann und egal wo er sich befand. Seine ganze Art war verschlossen, abweisend und oft auch genervt, wenn man ihn störte. Alles in allem war der Mann überhaupt nicht ihr Typ. Früher jedenfalls.
Jetzt stellte sich für sie eher das genaue Gegenteil heraus. Keine Maske, kein Buch. Unterwegs zur Praxis hatte sie schon festgestellt, dass man mit ihm sehr gut reden konnte und als Vaterfigur präsentierte er sich sehr fürsorglich. Gut aussehen tat er auch und sein Geruch erst …
Ein leises Schnurren entwich ihr, als sie an den Mann dachte und die Röte auf ihren Wangen nahm nochmal etwas zu. Kurz darauf schüttelte sie schließlich ihren Kopf und versuchte die Bilder aus ihrem Kopf zu verscheuchen. >>Mensch Hana! Benimm dich nicht wie eine läufige Hündin!<<, wies sie sich gedanklich selbst zurecht und seufzte darauf herzhaft. Der Hatake befand sich immerhin direkt im Raum hinter ihr und konnte jeder Zeit heraus kommen.
Nach einigem gut Zureden hatte Kakashi es geschafft, seinen Jungen zu überreden, dass sie sich wieder auf den Erdboden begaben. Dauerhaft an der decke zu hängen war nicht unbedingt angenehm. Beide saßen sie nun wieder bei Kurama auf dem Behandlungstisch, Kin auf Kakashis Schoss. Dass die Reaktion des kleinen Dämons nicht gestellt war, hatte Kurama ihm zwar schon versichert, doch der emotionale Ausbruch, bei welchem Hana nicht mal mehr im Raum war, hatten den Hatake erneut überrascht. Noch immer war Kin leicht verstört. Wimmernd und zitternd krallte er sich an seinen Vater. Zu viel hatte der Junge erlebt. Zu tief saßen Angst und Misstrauen anderen gegenüber. Es würde viel Zeit in Anspruch nehmen dem Jungen diese Angst zu nehmen.
„Geht es dir wieder besser?“, fragte er nach einiger Zeit, da von Kin kein Laut mehr zu vernehmen war. Auch das Wimmern hatte aufgehört. Die offenen Augen des Kleineren zeigte ihm jedoch deutlich, dass Kin noch ansprechbar war und nicht eingeschlafen, wie er zuerst vermutet hatte.
Ein leichtes kaum wahrnehmbares Nicken konnte der Mann darauf erkennen. Jedem anderen wäre dies wohl nicht aufgefallen, doch seine geschulten Augen reagierten auf die kleinsten Bewegungen.
„Ich weiß selbst nicht, warum ich so extrem reagiert habe. Früher war das nicht so.“, meinte der Junge schließlich und schniefte darauf etwas.
„Der dämonische Teil von dir ist jetzt aktiver als früher. Gut möglich, dass du schon immer so reagiert hättest, wenn deine dämonischen Instinkte dich von Anfang an beschützt hätten.“, vermutete Kurama nach einigem grübeln. Sicher war er sich darin nicht, aber es wäre möglich.
„Ich hab gefaucht, oder? So wie ein Tier es machen würde.“, fragte Kin leicht beschämt.
„Ja!“, kicherte der Fuchs darauf und fand es im nach hinein schon wieder amüsant, dass sein Sohn sich in extremen Situationen mehr wie ein Tier verhielt, als ein Mensch.
„Dann passt meine Idee zum Leben vor Konoha jetzt sogar noch besser.“, seufzte der Junge. Noch immer wussten seine Väter nicht, was er sich da ersponnen hatte. Während Kakashi die Ärztin wieder in den Raum holte, beriet sich Kin kurz mit Kurama und weihte diesen in einige wenige Details ein. Der Hatake hätte wohl auch gern gewusst, was seine beiden Dämonen da bereden, doch er würde es ja ohnehin gleich erfahren. Und falls Hana nicht danach fragen sollte, dann würde Kin es zumindest erzählen, wenn sie wieder zuhause waren.
Ein Blick auf die Uhr verriet der Kunoichi, dass sie sich bereits seit einer halben Stunde vor dem Raum befand und langsam wurde sie nervös. Noch waren sie allein in der Praxis, doch sicher würde es nicht mal lang so bleiben. Wenigst die Behandlung des Jungen wollte sie abschließen, bevor sich jemand aus ihrem Clan in die Räume der Klinik verirrte, was immer mal wieder vorkam. Immerhin mussten alle Mitglieder ihres Clans eine tiermedizinische Grundausbildung hinter sich bringen. Heute war ihres Wissens nach auch ihr kleiner Bruder dran, doch bis dieser aus der Akademie kam, hatte sie noch ein paar Stunden Zeit.
Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte wurde schließlich die Tür geöffnet und Kakashi trat aus dem Raum. Erneut schlich sich eine leichte röte in Hanas Gesicht, welche der Hatake zum Glück nicht bemerkte, da sein Blick weiterhin in den Raum hinein und auf seinen Sohn gerichtet war.
„Er hat sich beruhigt.“, meinte der Mann in einem leicht erschöpftem Tonfall und warf nun doch einen kurzen Blick auf die Tierärztin. Der leichte rosafarbene Schimmer auf ihren Wangen entging ihm dabei nicht. Woran Hana wohl gedacht hatte? Sicher an ihren Freund oder jemanden, den sie gern als Freund hätte. Dass ihre Gedanken ihm gewidmet sein könnten, kam ihm dabei jedoch nicht in den Sinn.
„Kami sei Dank.“, seufzte sie und erhob sich darauf. Kurz warf sie einen Blick durch die Tür, um zu sehen was der Junge machte, ehe sie sich in den Raum bewegte. Kakashi war bereits vorgegangen und hob den Jungen wieder auf seinen Schoss. Sofort klammerte Kin sich wieder an seinen Vater und schien sich verstecken zu wollen, indem er sein Gesicht in der Kleidung seines Vaters vergrub.
„Ich würde ihn wirklich gerne von der Blutabnahme erlösen, aber ich brauch diese Blutprobe leider.“, sprach Hana mitfühlend, als sie bei ihrem Patienten ankam. Erneut überlegte sie, was sie nun machen sollte. Auf dem Flur war sie mit ihren Gedanken leider nicht weiter gekommen, da sich ja ein anderes Thema in ihren Verstand gemogelt hatte. „Wie hat denn Tsunade ihm das Blut abgenommen?“, fragte sie schließlich, als sie sich daran erinnerte, das auch die Medi-Nin bereits das Blut des Junge untersucht hatte. Dafür hatte auch sie ihm Blut abnehmen müssen.
„Tja, Tsunade hatte das Glück, dass Kin zu dem Zeitpunkt eh nicht ansprechbar war. Als er bei mir gelandet ist, war er Krank und hatte hohes Fieber. Er hat nicht einmal mitbekommen, was sie mit ihm gemacht hat.“, log Kakashi darauf. In der letzten halben Stunde hatte er sich einiges zurechtgelegt, für den Fall das Hana nachfragen sollte.
„Und was hatte er?“, fragte sie weiter und suchte sich einen Notizzettel. Alles wichtige in ihrer Akte zu verfassen, war immerhin auch wichtig.
„Blinddarm.“, antwortete der Hatake darauf und beobachtete eher beiläufig die Reaktion der Ärztin. Mit leicht aufgerissenen Augen und einem Blick der irgendwo zwischen verwirrt und entsetzt einzuordnen war, starrte Hana ihn und den Jungen für einen Moment an und notierte sich darauf etwas. Was der Frau dabei durch den Kopf ging war Kakashi schleierhaft.
Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er, wie sich Hana einen kleinen Hocker heranzog und darauf niederließ. Noch immer hielt sie ihren kleinen Block in der Hand, auf welchem sie sich zuvor schon einige Dinge notiert hatte und offenbar ging es auch damit nun weiter.
„Wie lang lebt er jetzt schon bei dir?“, wollte sie diesmal wissen, um sich langsam näher heranzutasten. Alles was sie hoffte in den nächsten Minuten zu erfahren, könnte hilfreich für den Umgang mit dem Jungen werden.
„Direkt bei mir lebte er jetzt seit 3 Wochen. Davor war er über fast zwei Wochen im Krankenhaus.“, antwortete Kakashi der Ärztin und kramte sich die zuvor abgesprochen Details mit Tsunade wieder aus dem Hinterstübchen hervor.
Ihre nächste Frage wollte sie nicht stellen, doch sie musste sicher sein, ob es wirklich der Wahrheit entsprach. „Stimmt das Gerücht, dass er vor deiner Tür ausgesetzt wurde?“
„Ja.“, beantwortete Kakashi auch diese Frage, diesmal fiel seine Antwort jedoch sehr kurz aus und ein leicht trauriger Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht bemerkbar. Ihm gefiel es nicht sonderlich über Kins wahr Herkunft zu lügen, doch es musste sein.
Zu seinen Glück interpretierte Hana seinen traurigen Ausdruck anders als er gemeint war. Für sie war es einfach unfassbar, dass man ein kleines Kind einfach aussetzt. Gut in diesem Fall landete der Junge zumindest bei seinem Vater, dennoch war es etwas, das kein Kind durchmachen sollte. Zudem war der Junge auch noch schwer krank gewesen, als er ausgesetzt wurde. Etwas was bei Hana auf noch mehr Unverständnis stieß und in ihr eine Welle aus Wut und Mitgefühl hervorrief. Wut auf die Person und Mitgefühl für den kleinen Jungen, der sich wirklich glücklich schätzen konnte, dass Kakashi sich als so guter Vater entpuppt hatte.
„Kin? Magst du mir erzählen, wie du zu deinem Papa gekommen bist?“, stellte sie die nächste Frage diesmal an den Jungen. Sie hoffte auf eine Antwort, war sich jedoch nicht sicher, ob sie eine bekommen würde. Zunächst geschah einige Minuten auch nichts.
„Er hat bisher kein Ton darüber verloren, wie er zu mir kam, oder wo er vorher gelebt hat.“, äußerte sich schließlich Kakashi. Er wusste noch, dass Kin erst später etwas dazu sagen wollte. Zunächst mussten sie Hana über seine Unwissenheit in der ersten Zeit aufklären. „Wir wussten zu Anfang auch nicht, ob er überhaupt weiß, wie er bei mir gelandet ist.“
„Hatte das einen Grund?“
„Als er nach dem OP aufwachte, war er komplett verängstigt und hat außer mir niemanden an sich heran gelassen. Mit den Tagen legte sich die Angst, aber Tsunade war die einzige Ärztin, die in seine Nähe kommen durfte. Beim ersten Mal hat er Tsunade sogar gebissen und alle anderen hat er an geknurrt, weshalb sie sich nicht in seine Nähe getraut haben.“, erzählte er einige Dinge, die Teil abgesprochen waren und Teils spontan dazu gedichtet.
„Also hat er nicht zum ersten Mal derart animalisch auf seine Umgebung reagiert.“, stellte Hana darauf fest und macht sich erneut Notizen.
„Nein, nur wussten wir damals noch nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass er ein Engel ist.“, mischte sich nun Kurama in das Gespräch ein. „Als ich dem Jungen als Schutzgeist zugeteilt wurde, hat mich das sehr überrascht. Wir dienen nur Engeln als Partner und dass ich nun auf den Jungen aufpassen sollte, hat mich in dem Moment sehr verwirrt.“
Erneut staunte Kakashi über den alten Fuchs, dessen Wort so glaubwürdig rüberkamen, als wären sie wirklich das, was sie vorgaben zu sein: Die Wahrheit! Damit legte Kurama ein ähnliches schauspielerisches Talent an den Tag legte, wie Kin. Hatte der Junge diese Eigenschaft vielleicht sogar von ihm geerbt?
Eine kurze Pause folgte bei Kurama, welche Hana sofort für eine Zwischenfrage nutzte. „Aber wenn ihr nur Engeln dient, wieso hat es dich dann verwirrt? Er ist doch ein Engel.“, wunderte sie sich, was man ihr auch deutlich ansehen konnte.
„Das Stimmt. Jetzt ist mir auch klar, warum ich ihm dienen soll. Jedoch war mir das vor fünf Wochen noch nicht klar. Er wurde als Junge geboren, womit ich angenommen hatte, dass es sich bei ihm nicht um einen Engel handelt.“, erklärte der Fuchs der Ärztin, die nun noch verwirrter war als zuvor schon, weshalb er anschließend noch etwas hinzu fügte. „Er ist der erste männliche Engel, der je geboren wurde.“ Dieser letzte Satz war zur Abwechslung sogar mal die reine Wahrheit, doch was ahnte Hana zum Glück nicht. Zu oft hatten sie schon ihre Geschichte um Kins Herkunft geübt, als dass noch jemand die Lüge durchschauen konnte. Dafür musste sich die Person schon tiefer gehendes Basiswissen über Dämonen angeeignet haben.
„Es gibt bei den Engeln nur Frauen?“, staunte Hana und eine Kopfbewegung des Schutzgeistes, welche sie als Nicken deutete, bestätigte ihre mehr rhetorisch gestellte Frage. „Wie habt ihr raus gefunden, was er ist?“
„Vor … einer Woche etwa, würde ich sagen, da haben sich seinen Flügel gezeigt Parallel dazu war auch sein Chakra wahrzunehmen. Seit dem wissen wir es.“, antwortete nun wieder Kakashi und ließ den gleichzeitig stattgefundenen Blutrausch absichtlich aus. Dieses Detail behielten sie dann doch besser für sich.
„Gibt es sonst noch etwas wichtiges aus den ersten Wochen? Wissen, Verhalten, irgendetwas ungewöhnliches … keine Ahnung! Normal ist das leider nicht mein Gebiet. Bei Tieren muss ich solche Fragen nicht stellen.“, seufzte die Junge Ärztin und lehnte sich mit dem Rücken an den Schrank, vor welchem sie saß.
„Oh ja. Da gibt es auch einiges. Er hat nicht gesprochen, womit die Kommunikation sehr erschwert war. Zudem konnte er fast nichts, was Kinder in seinem alter können sollten. Wir mussten ihn gezwungener maßen als Kleinkind ansehen, dass alles erst noch lernen muss.“, erzählte Kakashi weiter.
„Nur krabbeln konnte er …“, kam gleich darauf von Kurama.
„und laufen…“, kam darauf dann wieder von Kakashi.
„und hüpfen!“, seufzte im Anschluss Kurama.
„Am Liebsten überall drunter oder drüber weg, um uns zu entkommen, damit er sich nicht dem stellen muss, was wir von ihm wollen.“, erzählte jetzt wieder Kakashi, worauf sowohl er, wie auch Kurama gleichzeitig seufzten. Spontan kam Kakashi die Erinnerungen vom 2. Tag in den Kopf, wo er Kin hatte einfangen müssen, als dieser sich nicht umziehen lassen wollte und sie somit eine Stunde durch die Wohnung geheizt sind.
„Da hat Kin aber gut aufgeholt. Dass er erst seit 5 Wochen bei dir lebt und vorher nicht sprechen konnte, merkt man ihm wirklich nicht an.“
„Er spricht erst seit 2 Wochen. Vorher kamen nur mal vereinzelte Worte aus ihm raus.“, merkte der Hatake an, was Hana erneut ins staunen versetzte. Wenn das überhaupt noch ging, denn langsam wurde dies bei ihr zu einem Dauerzustand.
„Jetzt würde ich wirklich gern wissen, wo er vorher gelebt hat.“, deutete sie an und betrachtete von ihrer Position aus den Jungen, der sich noch immer vor ihr zu verstecken schien.
„Ja, dass würden wir auch gern. Aber das wird er uns wohl nicht sagen.“, vermutete Kakashi. Sein schauspielerisches Talent war normal eher grausam, doch wenn es um Kin ging, dann legte auch er einen Oskar reifen auftritt hin.
Erneut tat sich wieder zunächst nichts, doch Kurama wusste, das Kin auf sein Zeichen wartete. Gleich würde der Junge mit der Sprache herausrücken. Er wusste ja Teilweise bereits, worum es ging und die Idee des Jungen passte wirklich gut, wenn man sein Verhalten mit ein berechnete.
„Na los Kin. Sag uns, woher du kommst und wie du bei Kakashi gelandet bist. Irgendwann musst du es eh erzählen und es wäre gut, wenn auch Hana es weiß.“, kam es schließlich vom Fuchs und kurz darauf drehte der Junge nun auch den Kopf etwas und schaute kurz zur Kunoichi.
Mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck begann er schließlich zu erzählen: „Ich bin Krank geworden und mein anderer Papa hatte nicht die Möglichkeit mich wieder Gesund zu machen. Deshalb hat er sich Hilfe geholt. Ein Engel ist gekommen und hat mich mitgenommen …“, begann Kin und achtete sehr darauf, das seine Worte klangen, als kämen sich von einem kleinen Kind.
„ … Sie hat gesagt, sie bringt mich zu meinem richtigen Papa, denn da wo er lebt kann ich wieder Gesund werden. Sie hat mir Kurama gegeben und dann sind wir hierher geflogen. Unterwegs bin ich wohl eingeschlafen. Als ich wieder wach wurde standen wir schon vor Papas Tür. Da hat sie geklingelt und danach war sie gleich weg.“, schloss Kin den ersten Teil der Erzählung.
„Magst du uns auch erzählen, wo du vorher gelebt hast? Wer war vor Kakashi dein Papa?“, fragte Hana weiter, nachdem sie sich zum ersten Teil einige Notizen gemacht hatte.
„Mein Papa war Inari, der Fuchsgeist. Wir haben in einem großen Wald gelebt, aber ich weiß nicht, wo das war.“, kam die Antwort von Kin diesmal etwas schneller, als erwartet. Bei dem Namen des ehemaligen Vater hatte Kurama die Ohren gespitzt und zeigte sich leicht aufgeschreckt.
„Jetzt ist mir klar, warum Kin zuvor so wenig konnte.“, platzte es schließlich aus ihm heraus, was bei Hana und Kakashi für einen verwirrten Gesichtsausdruck sorgte.
Da der Hatake bisher nicht eingeweiht war, fiel ihm dies auch nicht sonderlich schwer, denn verwirrt war er diesmal wirklich. „Ach ja? Mir nicht.“, meinte Kakashi nach einigen Überlegungen. Hatte er etwas verpasst? Was hatte Kurama nur gemeint?
„Inari! Fuchsgeist! Er ist von einem Tier aufgezogen worden. Du warst sicher der erste Mensch, den er je gesehen hat.“, kam es sogleich von dem Fuchs und betrachtete innerlich amüsiert, wie bei Hana und Kakashi nun offenbar der Groschen fiel.
Während der Hatake nun innerlich schmunzelte, weil die Idee wirklich nicht schlecht war und auch das Verhalten des Jungen gut erklärte, starrte Hana den Jungen einfach nur perplex an. Kins angebliche Vergangenheit hatte sie doch sehr erstaunt. Einem Kind, dass von einem Tier aufgezogen wurde, begegnet man immerhin auch nicht alle Tage. Der Kleine war eindeutig etwas besonderes und das in vielerlei Hinsicht. Das Vertrauen des Jungen war ihr nun noch wichtiger als zuvor und sie würde alles tun, damit Kin ihr irgendwann sein Vertrauen schenkte.
Beginnen musste sie zunächst mit kleinen Schritten und dies Tat sie nun auch. Ihren kleinen Notizblock legte sie zur Seite und stand nun auf, um darauf langsam auf den Jungen zuzugehen. „Kin?“, begann sie, als sie vor ihm zum stehen kam und lächelte den Jungen freundlich an, als dieser ihren Blick gespannt erwiderte. Noch immer konnte sie einen leichten rötlichen Schimmer um die Augen herum erkennen, was ihr deutlich zeigte, dass er geweint haben musste.
„Als du bei Inari im Wald gelebt hast, hattest du da Angst vor den anderen Tieren?“, fragte sie schließlich mit einem sanften Ton. Kins Antwort darauf bestand einzig aus einem leichten Kopfschütteln.
„Hast du Angst vor unseren Hunden? Oder anderen Tieren hier im Dorf?“, fragte sie als nächstes und achtete dabei sehr darauf, das ihre Stimme den sanften Klang beibehielt.
„Nein.“, antwortete Kin diesmal mit einem Wort.
„Aber es gibt etwas hier, wovor du Angst hast, nicht wahr?“, sprach Hana schließlich ihre Vermutung aus und wartete gespannt auf seine Reaktion.
Einen Moment musste Kin grübeln, wie er sich nun ausdrücken sollte. Schließlich kam ihm eine Idee und ihm gelang die recht scheu klingende Antwort „Die größeren Menschen.“, womit er natürlich die Erwachsenen meinte, aber für seine Situation klang dies doch recht passend, fand er. Sein Blick fiel kurz darauf auf das kleine Schälchen, wo noch immer die Utensilien für seine Blutabnahme drin lagen. „und vieles von diesem Menschenzeug.“, setzte er kurz darauf noch nach und deutete auf das Schälchen.
„Verständlich.“, schmunzelte Hana darauf und musste sich ein kichern verkneifen, damit Kin nicht denk, sie würde ihn auslachen. „Das ist auch unheimlich, wenn man es nicht kennt. Es gibt viele kleine Kinder, die Angst vom Arzt haben, weil sie es nicht kennen. Da bist du keine Ausnahme.“, erklärte sie dem Jungen darauf und stupste ihm mit ihrem Finger auf die kleine Nase.
„Dieses Menschenzeug dort, muss ich aber leider gleich trotzdem benutzen.“, deutete Hana an und bemerkte sofort, wie Kin sich etwas verspannte.
„Keine Angst. Diesmal machen wir es etwas anders.“, sagte sie darauf schnell und suchte sich ein kleines Heft mit bunten Tierbildern aus einem Schubfach. Davon hatte sie mehrere, denn diese verschenkte sie an die Kinder, die mit ihren Eltern und ihrem Haustier zu ihr kamen.
Diese Heftchen drückte sie nun Kakashi in die Hand, damit Kin es sich auf der einen Seite von Kakashi anschauen konnte, während sie sich auf die andere Seite begab. Sie wusste zwar nicht, ob sie den Jungen so wirklich ablenken konnte, den Instinkte ließen sich nicht so einfach umgehen, doch ein Versuch war es wert.
Als sie sich vorsichtig Kins Arm nahm, sah er sich kurz erschrocken zu ihr um. „Erzähl mir, was du in dem Heft siehst.“, forderte sie ihn auf und kurz darauf schwenkte er seinen Blick wieder auf die Tierbilder und begann zu erzählen. Die Ablenkung schien zu wirken, denn keine fünf Minuten später war Hana mit der Blutentnahme bereits fertig.