[KH-alt] Kapitel 34 – Fuchs und Engel

Noch immer erklang das gruselige Fauchen in den Ohren der Erwachsenen. Bis auf Kakashi und Asuma konnte dies jedoch niemand zuordnen. Alle Augen waren zu dem Jungen und der Katze gewandert. Das Tier war einige Schritte vor Kin zurück gewichen und schaute den Jungen nun deutlich verschreckt und ängstlich an.

Für die Katze kam es sehr überraschend, dass dieser Junge deutliche animalische Aspekte zur Schau stellte. Seine geduckte und hockende Haltung, seine Mimik und sein Blick zeigten ihr deutlich, dass sie sich von ihm fernhalten sollte. Speziell das leicht gelbliche Glühen in seinen Augen, war dem Tier unheimlich.
Papa Hatake betrachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Vom Hokage hatte er die Erlaubnis bekommen, dass seine Freunde darin eingeweiht werden durften, dass Kin ein Engel ist. Die Verbindung zu Naruto durfte aber natürlich nicht erwähnt werden. Vom Schutzgeist wiederum durften er erzählen, allerdings sollte die Sache mit dem guten und dem bösen Kyuubi geheim bleiben. Über Kins angebliche Vergangenheit und seine animalischen Instinkte musste er jetzt auf jeden Fall berichten. Das konnte ja noch was werden. Dabei war es gar nicht geplant gewesen, dass seine Freunde jetzt schon davon erfuhren.
Yuugao war aufgestanden und hatte sich ihre Katze auf den Arm genommen, die noch immer ängstlich den Jungen betrachtete. Da sie Kin jetzt auch von vorne sehen konnte, fiel ihr seine aggressive Haltung und der böse Blick auf, der von einem gelblichem Leuchtenden begleitet wurde.
„Ich wusste gar nicht, dass Cleo so fies fauchen kann.“, hörte sie Genma sagen. Er war so wie (fast) alle anderen noch immer etwas erschrocken und niemand hatte bisher ein Wort verloren.
„Ich glaub, dass war nicht Cleo.“, vermutete die Hausherrin. Von ihrer Position aus konnte sie als einzige das genaue Verhalten des Jungen erkennen.
Seufzend bestätigte Kakashi dies „Stimmt, dass war Kin.“, drückte darauf den Fuchs in Asumas Arme und begab sich zu seinem Sohn.
Der Junge hatte noch immer einen äußerst fiesen Blick drauf, hielt sich aber ansonsten zurück. Von der hockenden Haltung war er zur sitzenden gewechselt und begutachtete seine rechte Hand, auf deren Handrücken sich ein langer roter Striemen zeigte. Über diesen leckte er mehrmals drüber, wodurch er so aussah wie ein Tier, dass sich die Wunden leckte – und das war er ja irgendwie auch.
Erneut hob Kakashi seinen Knirps auf den Arm und nahm ihn mit an den Tisch. Dort platzierte er den Junge auf seinem Schoss und wollte sich den Kratzer anschauen – doch Kin zog die Hand immer wieder weg und knurrte ihn dabei leicht an. Von den anderen wurde dies Schauspiel natürlich fasziniert beobachtet. Ein weiterer Versuch folgte und diesmal tat Kin so, als würde er nach Kakashis Hand schnappen.
„Wehe du beißt mich!“, hörte Kin darauf von seinem Vater, worauf der Junge kichern musste.
„Ach, dass findest du wohl lustig.“, waren Kakashis nächsten Worte.
„Hihi.“, gluckste er und betrachtete seinen Vater mit einem schelmischen Blick.
Das hätte er wohl lieber lassen sollen, denn nun begann Kakashi mit Asuma zu tuscheln und die hinterlistigen Blicke der beiden Männer gefielen ihm gar nicht. Bevor er auch nur darauf reagieren konnte, hatten sie ihn gepackt und kitzelten ihn durch. Zuerst hatte er etwas angst gehabt, als sie ihn so stark festgehalten hatten. Es hatte ihn an früher erinnert, wo er immer verprügelt worden war. Da hatte er sich auch nicht wehren können. Schnell war er jedoch von dieser anderen Art von Gefühlen übermannt worden und die Angst war vergessen. So eine Kitzelattacke war dann doch etwas ganz anderes.
Fünf Minuten und einiges Gelächter später saß er nach Atem ringend auf seinem Stuhl. Er war völlig fertig und hatte sich leicht zitternd an seinen Vater angelehnt.
„Na, hast du dein Raubtier wieder gebändigt?“, witzelten die Anderen und begannen erneut mit Gelächter. So seltsam es ihnen auch vorkam, wie der Junge sich manchmal benahm, so interessant fanden sie auch die neue Seite an Kakashi. Derart relaxed und kindisch kannten sie ihn nicht. Normal war er eher der stillere Typ, der gelangweilt in der Ecke saß und sich mit seinem Buch beschäftigte. Die alberne Seite von Kakashi kannte bislang nur Asuma.
„Oh ja, ein Raubtier ist er. Im wahrsten Sinne des Wortes!“, sprach Kakashi seine Gedanken aus und griff erneut nach Kins Hand, um sich den roten Striemen genauer anzusehen. Diesmal ließ der Junge es auch widerstandslos über sich ergehen.
„Ist nicht schlimm.“, meinte Kin dann wegen dem Kratzer, nachdem er seine Hand endlich zurück hatte. „Wenn ich mit meinen Geschwistern gerauft habe, sah ich schlimmer aus.“ Darauf schaut der Hatake den Knirps erst einmal etwas verwirrt an. Seinen Kopf war nah genug bei Kin, dass dieser ihm unbemerkt ein kleines Wort zuflüstern konnte. >Natürlich! Fuchskinder.<, dachte sich Kakashi. Warum sollte er auch das einzige Kind bei Inari gewesen sein? Nur waren die anderen Kinder eben kleine Füchse.
„Wie heißen denn deine Geschwister?“, kam von irgendwem die Frage. Von wem genau, war Kin allerdings entgangen.
„Keine Ahnung.“ Verständnislos blickten die Älteren das kleine Kind an und fragten sich, warum der Junge die Namen seiner Geschwister nicht kannte. Kin entgingen diese Blicke natürlich nicht, weshalb er noch etwas nachsetzte, was nur Kakashi, Kurama und Asuma zu deuten wussten. „Kann ich nicht übersetzen.“ Die Tiersprache funktionierte nun einmal anders, als die menschliche. Damit hatte er sich gut herausgeredet und musste sich keine Namen ausdenken, die er später vielleicht vergessen hätte.
So langsam sollten sie die unwissenden Erwachsenen doch mal einweihen, damit es nicht zu weiteren Situationen kam, die sie nicht verstanden. Mit einem flauem Gefühl in der Magengegend sucht Kakashi nach einer Einleitung. Er war gespannt, wie seine Freunde wohl reagieren. Am Vormittag hatte Hana die Informationen über den Engel als erste unwissende Person recht gut aufgenommen. Auch Kins spontaner Einfall mit seiner Vergangenheit als Tierkind, war von ihr recht gut aufgenommen worden. Doch wie würden seine Freunde wohl darauf reagieren?
„Da ihr jetzt ja bereits gesehen (und gehört) habt, dass Kin sich etwas anders verhält als andere Kinder, ist es wohl besser, wenn wir euch den Grund dafür erzählen.“, begann er und warf einen Blick in die Runde. Alle Augen ruhten auf ihm und seinem Sohn. Niemand wagte etwas zu sagen. Sie wartete darauf, dass er fortfuhr.
„Kins Vergangenheit ist etwas …“ Und schon wusste Kakashi bereits nicht, wie er fortfahren sollte. Fragend sah er zu Asuma, welcher nun einen Versuch unternahm den begonnen Satz zu ergänzten. Sein Vorschlag war „Speziell“. Damit konnte Kakashi arbeiten, weshalb er nun auch weiter redete. „Speziell trifft es gut. Kins Vergangenheit ist speziell – und nicht nur die. So einiges an ihm ist anders, als bei anderen Kindern.“
Ein Seufzer folgte und bevor der Hatake weiter erzählte, warf er einen kurzen Blick auf seinen Sohn. Am Besten er begann Anfang. Nur musste er darauf achten, dass er bei der erdachten Version blieb und nicht versehentlich Details von Naruto erwähnt wurden.
„Wie Asuma schon erwähnt hat, lebt Kin seit 5 Wochen bei mir. Mitten in der Nacht hat es bei mir an der Tür geklingelt und da war er. Nackt, dreckig, ängstlich, mit einem weißen Fuchs im Arm und einem Brief in der Hand. In dem Brief stand nicht viel drin. Er ist mein Sohn und ich soll gut auf ihn aufpassen. Das war es auch schon – ach, und sein Geburtsdatum stand noch drin …“
Dies und noch einige weiter Dinge erzählte Kakashi zu den ersten Tagen. Von dem (angeblich) krankem Zustand der ersten Tage und Kins fehlendes Wissen zu vielen alltäglichen Dingen und Handlungen wurde erzählt. Die fehlenden sprachlichen Kenntnisse, die stark ausgeprägten Instinkte und die Hyperaktivität seines Sprösslings erwähnte er ebenfalls. Vom eher schüchternen, aber auch sehr neugierigen Charakter des Jungen wurde berichtet und von der unglaublichen Geschwindigkeit, mit welcher er das fehlende Wissen nachgeholt hat.

Während Kakashi erzählte war Kin durchgehend von den Blicken der Erwachsenen gelöchert worden. Mal waren sie überrascht, dann wieder ungläubig und zwischendurch bei einigen auch mal vollkommen fassungslos. Sie wussten offenbar nicht, was sie von all den Informationen halten sollten.
Irgendwann wurde es dem kleinen Hatake zu viel, weshalb er sich wieder auf den Boden setzte. Dort war er nicht allein, denn auch die Hauskatze hatte sich bereits wieder von ihrer Herrin gelöst und lag auf dem Boden. Misstrauisch beäugte sie den Jungen. Der Schrecken, den er ihr verpasst hatte, würde sie im Leben nicht vergessen. Sehr verwundert war sie, als sie seine Annäherung bemerkte. Das Kind wirkte in ihren Augen nun eher verspielt als gefährlich und auch ihre Instinkte sagten der Katze, dass er nichts böses im Sinn hatte. Sie ließ ihn daher gewähren und wartete ab. Direkt vor ihrer Nase legte er sich auf den Bauch. Ihre Köpfe waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt als sich beide Gegenseitig in die Augen sahen. Auch Kurama war auf den Boden zurückgekehrt und beobachtete seinen Sohn und die ‚Terrormieze‘ einige Minuten lang. Als beide begannen herumzualbern gesellte er sich zu ihnen und zu dritt spielten sie miteinander, als wäre nie etwas gewesen.

Am Tisch ging es derweil mit den Erklärungen weiter, welche von allen gespannt verfolgt wurde. „Und woher kommt sein doch recht tierisches Verhalten?“, wurde gefragt, als Kakashi ein kleine Sprechpause einlegte.
„Das hat zwei Gründe und von dem einen Grund habe ich selbst erst vor einigen Stunden erfahren.“, begann er und musste sich ein Grinsen verkneifen. Jetzt war er wirklich auf ihre Reaktionen gespannt. „Bisher hat Kin nie darüber reden wollen, wie und wo er gelebt hat, bevor er zu mir kam. Seit ein paar Stunden weiß ich es endlich. Offenbar hat er bis vor 5 Wochen als Welpe in einem Fuchsrudel gelebt – und ich nehme mal an, dass er mit Geschwister die anderen Füchse aus seinem Rudel gemeint hat.“
Diese Aussage verschlug ihnen die Sprache. Mit solch einem Grund hatten sie am wenigsten gerechnet. Es gab Geschichten über Kinder, die von Tieren aufgezogen wurden. Die Bekanntesten waren Tarzan und das Dschungelbuch, aber es waren eben nur Geschichten. Es war schon fast zu unglaublich um wahr zu sein. Kins deutlich animalisches Verhalten bestärkten diese Vergangenheit jedoch so sehr, dass es keinesfalls der Fantasie entsprungen sein konnte. Dennoch war es schwer zu glauben, dass es wirklich ein von Tieren aufgezogenes Kind geben sollte – und dass es eben dieser kleine Junge war, der sich jetzt mit ihnen im gleichen Raum befand.
Kakashi erzählte derweil unbeirrt weiter: „Sein teilweise animalisches Verhalten kommt davon, dass er es nicht anders kennt. Er ist als einer von ihnen aufgewachsen, wodurch er die menschlichen Verhaltensmuster auch zuvor nicht kennenlernen konnte. Meines Wissens nach hat er vor der Begegnung mit mir sogar noch nie einen anderen Menschen zu Gesicht bekommen.“
Eine Pause folgte bei dem Hatake in welcher er von allen mit erstaunten Blicken durchlöchert wurde. „Und wie ist er dann zu dir gekommen?“, fragte Ibiki, da er sich wunderte wie der Junge vom Rudel nach Konoha gekommen sein sollte. Die Füchse haben den kranken Jungen sicher nicht den ganzen Weg  in das Dorf gebracht und in der Nähe konnte sie auch nicht gelebt haben. Die Anwesenheit eines Fuchsrudels in welchem ein Menschenkind lebte, wäre den ANBU aufgefallen. Die Gegend um Konoha wurde immerhin strengstens überwacht.
„Da wären wir bei dem zweiten Grund für sein stark ausgeprägtes Instinkt orientiertes Verhalten. Er ist kein Mensch – zumindest nicht ganz.“, begann diesmal Asuma mit einer Erklärung, da Kakashi für einen Moment mit seinem Sohn beschäftigt war.
Die erstaunten und ohnehin schon leicht verwirrten Gedanken der bislang unwissenden Personen wurden erneut mit einer Information konfrontiert, mit welcher niemand gerechnet hatte. Diese wollte in so einigen Köpfen jedoch nicht verarbeitet, wodurch es zu kurzzeitigen Staus in den Informationsverarbeitenden Gehirnwindungen kam. Das Ergebnis war Fassungslosigkeit, Unverständnis und überdeutliche erkennbare Fragezeichen in den Augen der Betroffenen.
Hier war eindeutig eine genauere Erklärung nötig, doch dies überließ Asuma dem Kindsvater. Nachdem der Junge wieder verschwunden war, begann Kakashi auch sogleich damit. „Kins Mutter ist ein Engel und er dadurch natürlich auch. Er wurde von einem Engel nach Konoha gebracht. Ob es sich um die Mutter oder einen anderen Engel handelte, können wir jedoch nicht sagen. Laut Kurama haben alle Engel stark ausgeprägte Instinkte, die ihr Handeln beeinflussen und von uns Menschen eher animalisch gedeutet werden. Und bevor ihr fragt. Kurama ist kein normaler Fuchs. Er ist Kins Schutzgeist und der menschlichen Sprache mächtig.“
Wie auf Kommando sprang der weiße Fuchs zunächst auf Kins Stuhl und darauf auf Kakashis Schulter. „Da ich ja jetzt reden darf … Hallo zusammen!“ Sprachlos wurde Kurama von allen Seiten angestarrt, was ihm ein Kichern entlockte.
Zu viele Informationen, deren Wahrheitsgehalt man normalerweise als ’nicht vorhanden‘ einstufen würde, waren auf die Zuhörer eingedrungen. Jetzt kamen zur realen Fuchs-Variante zum Dschungelbuch auch noch Erzählungen über Engel und Schutzgeister. Wer sollte das denn bitte noch glauben? Der Fuchs schien allerdings authentisch und war der menschlichen Sprache wirklich mächtig. Ob auch die Informationen über den Jungen der Wahrheit entsprachen?
Da ihre Freunde allesamt sprachlos waren, schenkten Kakashi und Asuma ihre Aufmerksamkeit nun dem Fuchs, der ausgiebig im Nacken gestreichelt wurde. Dabei suchte Kakashi mit seinen Augen das Wohnzimmer ab, konnte den Jungen jedoch nirgends entdecken. „Wo steckt den Kin?“
„Der liegt da hinten unter … diesem komischen Tisch, wo die Blumen drauf stehen und redet mit der Katze.“ Durch die Worte des Fuchses verwirrt suche Kakashi erneut nach seinem Jungen und fand ihn diesmal auch.
Als er erkannte, was für ein Objekt Kurama mit komischer Tisch gemeint, musste er lachen. „Das ist kein Tisch sondern ein Piano.“, klärte er den Fuchs auf und kicherte in sich hinein.
„Piano? Was ist das?“, wollte das Tier darauf wissen und Kakashi wunderte sich nun ernsthaft, da der alte Kyuubi offenbar wirklich nicht wusste, was ein Piano sein sollte.
„Kennst du das wirklich nicht?“ Offenbar nicht, denn der Fuchs vereinte die Frage, was bei ihm und Asuma für noch etwas mehr Verwunderung sorgte. „Damit macht man Musik.“, kam es diesmal von Asuma.
„Musik kenne ich, aber euer ganzes Menschenzeug ist mir weitgehendst fremd.“ Erneut kicherte Kakashi in sich hinein. Kurama hatte doch tatsächlich die gleiche Wortwahl benutzt, wie Kin am Vormittag und das Piano als Menschenzeug bezeichnet. Allerdings merkte er auch, dass die Unwissenheit des Fuchses nicht gespielt war. Er kannte das Instrument wirklich nicht.
„Mir tut der Hintern übrigens immer noch weh.“, wand sich Kurama schließlich an Kakashi, der mit dem plötzlichen Themenwechsel im ersten Moment etwas überfordert war. „Wenn die mir nochmal mit diesem Teil zu nahe kommt, dann beiße ich zu, damit das klar ist!“ Gleich darauf verzog sich der Fuchs auch wieder zu seinem Welpen und ließ zwei verwirrte Männer zurück.
„Was war denn los?“, erkundigte sich Ibiki, der sich als erstes aus seinem fassungslosem Zustand befreit hatte. Alle Andere versuchten offenbar immer noch die erhalten Informationen zu verarbeiten.
„Ach, wir mussten heute zum Tierarzt und seine Untersuchung war alles andere als angenehm.“, seufzte Kakashi und wand sich dann an Asuma, um ein eher beiläufig klingendes Gespräch zu beginnen. „Kin muss sich jetzt übrigens auch regelmäßig von Hana Untersuchen lassen.“
„Wegen den Flügeln?“, vermutete der Sarutobi und hatte ins Schwarze getroffen. Dies Detail hatte er beim Gespräch bei Iruka nicht mehr mitbekommen gehabt, da er direkt gegangen war, nachdem er von Kins Rudelvergangenheit erfahren hatte. Immerhin musste auch er sich noch um ein Geschenk kümmern.
Nickend bestätigte der Hatake dies und musste sich ein Kichern verkneifen. Als Asuma die Flügel erwähnte hatte, waren plötzlich bei allen die Augen auf die doppelte Große angewachsen. Ja, so ein Kind mit Flügeln ist schon etwas besonderes.
„Morgen Abend kommt Hana bei uns vorbei und zeigt Iruka und mir wie das mit der Gefiederpflege und -reinigung gemacht wird.“, erzählte er unbeirrt weiter und beobachtete die nächsten erstaunten Reaktionen, die von deutlichem Unglauben begleitet wurden.
Neben dem Hatake flüsterte Kurenai mit Asuma. Dabei waren sie allerdings nicht Leise genug, weshalb Kakashi mitbekam, worüber sie redeten. Offenbar wollte sie die Flügel mal sehen, traute sich jedoch nicht zu fragen. Immerhin waren der kleine Engel und seine Flügel etwas besonderes.
„Kin, komm mal her.“, forderte Kakashi seinen Knirps auf und wenige Augenblicke später kam der Kleine auch schon angeflitzt. Kurz redeten sie über seine Flügel und ob er sie zeigen mag. Dies machten sie so, dass jeder zuhören konnte. Darauf ließ der Kleine seine Zuschauer ein Weilchen zappeln und gab sich nachdenklich.
Schließlich stimmte er zu und wartete ab, bis Yuugao und Hayate alle Fenster blickdicht verschlossen hatten, damit auch niemand von draußen etwas mitbekam. Fasziniert wurden darauf Kins Schwingen betrachtet. Alle noch vorhandenen Zweifel waren sofort verschwunden. Diesmal verschenkte Kin allerdings keine Federn.
Noch während sie den kleinen Engel betrachteten, erklang ein weiteres Mal an diesem Abend ein lautes Geräusch, welches die Erwachsenden zusammenzucken ließ. Wieder waren es nur Kakashi und Asuma, die es zuordnen konnten und lachten über verschreckten Gesichter der anderen – und weil Kin aufgrund des Geräusches Knallrot angelaufen war.
„War das auch Kin?“, fragte wieder Ibiki, da er offenbar der einzige war, der halbwegs die Fassung behalten hatte und den deutlichen Rotschimmer in Kins Gesicht bemerkte.
Schmunzelnd bestätigte Kakashi dies. „Ja, es wird Zeit für die Raubtierfütterung. Das war Kins Magen.“ Nachdem er dies gesagt hatte, mussten sie alle Lachen.

Einige Stunden später, es war kurz vor Mitternacht, warteten alle die letzten Minuten ab. Gleich würde Hayates Geburtstag enden und der von Yuugao beginnen. Beide Geburtstagskinder hatten waren in diesen letzten Minuten auf spezielle Art miteinander beschäftigt und dies entging Kin natürlich nicht. In sich hineinkichernd überlegte er sich daher, wie er seinen Papa und auch die anderen Erwachsenen mit etwas kindlicher Neugierde unterhalten konnte.
„Du Papa?“, kam nach kurzer Zeit die Frage, wobei er das Paar nicht aus den Augen ließ. „Warum beißen sich die da?“
Verwirrt sah Kakashi sich um, da er nicht wusste, worauf der Junge hinaus wollte. Dabei bemerkte er schnell, dass der Blick seines Sohnes angewidert auf Hayate und Yuugao lag, welche sich so einige leidenschaftliche Küsse schenkten. Dass sie dies ausgerechnet vor einem kleinen Kind machte, erstaunte den Hatake. Kein wunder also das Kin sich die beiden als Opfer ausgesucht hat. Über die Fragestellung musste er ganz schon lachen.
„Die beißen sich nicht.“, antwortete er kichernd und war sich jetzt schon sicher, dass da noch einige Fragen mehr kommen würden. „Die küssen sich.“
Noch immer angewidert betrachtete Kin das Paar weiter wartete etwas ab, bevor er weiter fragte. Die anderen Erwachsenden hatten das kleine Gespräch natürlich mitbekommen und mussten ebenfalls darüber lachen. „Das ist abartig!“, meinte er dann, verzog angeekelt das Gesicht und drehte sich nun lieber in eine andere Richtung. „Warum machen die das?“
Grinsend schüttelte sein Vater darüber den Kopf. Der Junge kam vielleicht auf Ideen. „Weil sie sich lieb haben.“ Bei Kins nächster Frage verlor er allerdings sein Grinsen und hätte sich stattdessen fast verschluckt. „So wie ich dich lieb hab?“
„Nicht ganz.“ Schon fast entsetzt blickte er seinen Jungen an, während um ihn herum erneut alles zu lachen begann. „Bei den beiden ist das etwas … intensiver!“, antwortete er schließlich und hoffte, dass nicht es mit den Fragen nicht noch schlimmer wurde.
„Versteh ich nicht.“
Natürlich war auch Kurama dieses Gespräch nicht entgangen, denn er lag immerhin auf Kins Schoß und ließ sich im Nacken kraulen. Bisher hatte er nur stumm in sich hinein gekichert, da Kins Einfall mal wieder sehr amüsant war. Um Kakashi etwas aus der patsche zu helfen, stieg er nun in Kins Spielchen ein und versuchte dem unwissenden kleinen Jungen aufzuklären.
„Du musste es Kin schon so erklären, dass er es auch versteht. Also kleiner: Du bist Kakashis Welpe. Das ist eure Art von Beziehung zueinander. Bei den Beiden ist das etwas anders, denn Yuugao ist Hayates Weibchen.“
„Ach so!“, kam es dann von Kin mit einem erfreuten ‚Ich hab es verstanden!‘-Blick, bevor auch schon die nächste Frage auch ihm heraussprudelte. „Bekommen die zwei dann auch Welpen?“
Nun war es an Kurama zu seufzen. Was hatte der Junge sich da nur wieder ausgedacht? Oder kamen diese Fragen alle spontan? „Wenn sie wollen …“
Für einige Minuten war nun Ruhe und Kakashi und Kurama nahmen beide schon an, dass Kin sein Spielchen beendet hatte. Weit gefehlt, denn der kleine hinterlistige Engel hatte da noch etwas, was er loswerden musste und diesmal sollte Asuma darunter leiden. Ein kleines fieses Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, welches nur für einen winzigen Moment zu sehen war. Gleich darauf zeigte sich wieder die Neugierde des unwissenden kleinen Kindes.
„Ist Kurenai dann Asumas Weibchen?“
Erstaunt wurde der Junge von allen Seiten angestarrt und sogar Hayate und Yuugao beendeten ihr Handlungen. Niemand der Erwachsenen konnte sich offenbar vorstellen, dass zwischen den beiden Personen etwas lief, bis auf die Betroffenen natürlich, die sich alle Mühe geben mussten um nicht ertappt zu wirken.
„Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, stellte Kakashi dann die Frage, die wohl auf so einigen Zungen lag.
„Als ich mit Asuma einkaufen war, da haben die sich auch gegenseitig durch das Gesicht geschleckt.“, erzählte der Junge von seiner Beobachtung.
Das Ergebnis dieser Aussage war Gold wert. Mit knallrotem Gesicht saßen Asuma und Kurenai auf ihren Stühlen und starrten auf die Tischdecke. Über beiden Köpfen schien ein eindeutiges ‚Erwischt!‘ geschrieben zu stehen. Das war definitiv eine Lehre für alle anwesenden am Tisch. Wenn ihr etwas geheim halten wollt, dann zeigt es nicht vor einem Kind – und schon gar nicht vor Kin.
Gelächter gab es natürlich trotzdem von allen Seiten. Nur Kurenai und Asuma war kein Laut zu hören, sowie von Kin, der weiterhin den Unwissenden spielen musste und ausschließlich in sich hineinkichern durfte.

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